Circa einen Monat ist es her, seitdem ich samt Fahrrad aus Istanbul wiedergekommen bin. Während ich Erlebtes  immer noch verarbeite, sehe ich mich schon in bester Begleitung auf der nächsten Reise. Zwei Monate Südostasien, auf der Suche nach authentischen Begegnungen, Natur und natürlich vor allem dem Essen. Erster Stop Bangkok.

23 Uhr. Die Luftfeuchtigkeit gleicht einem Dampfbad. Uns tropft Schweiß von der Stirn auf die erstaunlich sauberen Straßen und im Grunde haben wir nicht wirklich eine Ahnung wo wir überhaupt sind. Noch weiter sind wir davon entfernt zu realisieren was wir die nächsten zwei Monate alles erleben werden. Das Straßenbild ist maßgeblich geprägt von einem Konstrukt monströsen Ausmaßes, geformt aus Stahl und Beton, auf dem der moderne, stets gefüllte und auf eisige 18 Grad temperierte Skytrain entlang schießt.

Wann immer ein Fleck Erde nicht mit Beton überzogen ist, erkämpft sich die Natur ihr Recht in üppiger Form zurück. Bangkok ist weit entfernt davon grün zu sein, jedoch bewegt man sich regelmäßig im Slalom um Bäume, die direkt aus dem Bürgersteig ragen und dich zum Ausweichen zwingen. Regelmäßig veranlasst einen das Stadtbild dazu den Blick zu heben und man erspäht  dabei Dachgärten auf den zahlreichen dekadenten Wolkenkratzern, die zum Träumen einladen. Pompös ist gar kein Ausdruck.

Auf der Straße jedoch wird nicht geträumt. Dort herrscht blanke Realität. Die Temperatur, mittlerweile aushaltbar, Autos, Motorräder, Busse, Lkws, und Tuk-Tuks brettern in ohrenbetäubender Lautstärke an einem vorbei und jede Straßenüberquerung gleicht eher einem Tanz als einem Spaziergang. Ich kann mir vorstellen, dass Zartbesaitete hier schnell an ihre Grenzen stoßen, aber ehrlich gesagt hatte ich größeres Chaos erwartet. Meine Erfahrungen in indischen Städte sind da krasser, vielleicht bin ich auch einfach schon dran gewöhnt. Der Mensch gewöhnt sich ja bekannter Maßen an alles.

Doch es ist auch nebensächlich wie heiß, feucht, dreckig, chaotisch und laut es ist. Ich finde man sollte sich generell hüten so etwas überhaupt zu werten, es vielmehr einfach akzeptieren und sich drauf einlassen. Mal abgesehen davon verschwindet all das physische Leid adhoc im selben Augenblick, in dem ich einen der zahllosen Essenstände erspähe.

Oftmals reihen sich mehrere Stände aneinander, jeder spezialisiert auf eine kleine Auswahl an Gerichten. Diese Gerüche, nicht gekannt, diese Gerichte, nie gesehen, diese Atmosphäre, nie gespürt. Wieder einmal kommt beim Essen alles zusammen.

Hier ist jeder gleich. Egal ob du Tourist, Geschäftsmann oder Arbeiter bist. Alle zusammen sitzen am Straßenrand meist auf kleinen Plastikhockern und essen relativ einfache, aber sagenhaft gut schmeckende Gerichte. Pad Thai, Curries, Reis und vor allem: diese Suppen. Ich halte es kaum aus. Komplett anders als in Europa. Es sind die ersten Erfahrungen, die ich in dieser Richtung mache, aber nie zuvor habe ich solch Brühen probiert, die so grandios vollmundig sind, dass ich bei dem ersten Löffel jedes Mal stöhnen muss. Pures Umami. Dabei sind die Gerichte auch noch so leicht, ein Völlegefühl bleibt aus.

Es erfüllt mein Herz mit besonderer Freude bei der Zubereitung zusehen zu können und alles ist so wunderbar genügsam. Die Portionen haben genau die richtige Größe, die Preise scheinen für den Großteil der Gesellschaft erschwinglich zu sein und das Geschirr, die Schüsseln und Dekoration folgen eigenen ästhetischen Ansprüchen, die ich sehr genieße. Leider habe ich mich so dermaßen gefreut, dass ich oftmals keine Fotos geschossen habe, ein paar Eindrücke findet ihr weiter unten. Ich freue mich und bin dankbar für alles was ich hinsichtlich dieser Küche lernen kann und während andere die große Bucketlist abarbeiten und sich ein Bier für 10€ in einer Skybar gönnen, um krasse Selfies zu schießen, hängen wir auf der Straße rum und fooden als gäbe es kein Morgen. Ich liebe es.

 

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