Ich hab, ich mach, ich bin. Me, myself & I. Wir reden gerne über uns selbst. An dieser Stelle findet man für gewöhnlich einen Text über den Autor. Geschrieben von keinem anderen als, ja genau, dem Autor selbst. Damit natürlich frei jeglicher Subjektivität, versteht sich. Ein Text über uns.
Über sich selbst zu reden liegt im Trend, sich digital gut in Szene zu setzen ist dabei die Königsdisziplin. Natürlich ist auch dieser blog das Resultat einer Portion Selbstdarstellung, davon kann und will ich mich gar nicht frei machen, aber etwas in mir widerstrebte dem Gedanken an dieser Stelle eine Prosa über meine Person zu schreiben. Reden wir nicht zu viel über uns selbst?
Egoismus und Narzissmus sind in unserer Gesellschaft salonfähig. Im Wirtschaftsstudium wurde mir eingebläut: „Wen jeder an sich selbst denkt, dann ist jedem geholfen“ Diesem Credo folgen wir. Im Zweifel denken wir noch an unsere Nächsten, aber Gedanken an das Gemeinwohl verschwendet doch kaum einer. Hand auf’s Herz.
Versteh’ mich nicht falsch, ich sehe mich weder als selbstlosen Samariter, noch will ich jemanden vorwerfen sich um sich selbst zu kümmern. Mach ich ja selbst. Doch irgendwie habe ich das Gefühl wir haben etwas aus den Augen verloren. Etwas essentielles. Wir jagen den falschen Werten hinterher und das mit tragischen Folgen. Wir sind fixiert auf Geld, Erfolg, Macht, Ruhm und Dinge. Wir wollen lieber Sachen haben, auch wenn wir sie gar nicht brauchen, als einfach jemand zu sein. Besitz geht über Charakter. Wir wollen wachsen, leider nur materiell, wir wollen mehr und das immer schneller, nein nicht schneller, sofort. Und haben wir dann letztlich was wir wollten gewöhnen wir uns schnell daran. Glück finden wir dabei nur selten.
Doch wer will es uns verkennen, immerhin werden wir von klein auf so erzogen und natürlich sind das first world problems, aber oftmals ist das auch kein Zuckerschlecken. Während wir uns durch den leeren, aber geschäftigen Alltag quälen, versuchen voranzukommen, uns etwas aufzubauen, dabei die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer machen, zieht das Leben an uns vorbei. Wir laufen und laufen im Rad, bis wir nicht mehr können und am Ende zeigen wir Reue über die Erfahrungen, die wir nie gemacht habe. Dabei ist unser Blick getrübt und wir verkennen das große Ganze. Oftmals haben wir schlichtweg keine Zeit oder keine Muße über wirklich wichtige Fragen nachzudenken.
Sind es nicht der Klimawandel mit Wetterkatastrophen, Dürreperioden und der ansteigende Meeresspiegel? Verschmutzung der Weltmeere und Abholzung der Regenwälder? Verlust an Biodiversität und Artenvielfalt? Sind es nicht die Überbevölkerung, die Antibiotika resistenten Keime, die uns alle dahinraffen können, die zunehmende Ungleichheit in der Gesellschaft und die anhaltenden Kriege? Ist es nicht die Digitalisierung, Big Data, die Blockchain-Technologie, dem Verlust an Privatsphäre und Arbeitsplätzen? Fake news, marode und korrupte Systeme? Sind es nicht der Welthunger auf der einen und paradoxer Weise Adipositas und Diabetes auf der anderen Seite?
Dies ist kein Plädoyer, um alles stehen und liegen zu lassen und Aktivist zu werden oder ins Kloster zu gehen, doch eine Sache ist mir bewusst geworden. Wir alle konstituieren uns selbst und diese Welt mit unserem täglichen Handeln und Denken. Wir sehen es nicht direkt, aber der Kauf von Pflegeprodukten mit Palmöl fördert die Abholzung des Regenwaldes. Die Rinderproduktion facht den Klimawandel an. Unser Wahn alles in Plastik einzupacken verschmutzt die Weltmeere. Die Konzentration auf Gegenstände fördert Gier und Berührungsängste mit anderen Menschen münden in Hass. Es ist mir ein Anliegen zu verstehen zu geben, dass alles miteinander verbunden ist. Daher der Name. Wir geben jeden Tag stimmen darüber ab wie diese Welt aussehen soll. Die Blase, in der wir uns befinden ist groß, ich stecke mitten drin. Gut im Alltag zu handeln ist schwierig. Ich begehe da viele Fehler. Manchmal weiß ich auch nicht was ich auch gar nicht was ich machen soll und verliere mich. Kaufe ich jetzt die konventionelle lose Gurke oder die in Plastik eingeschweißte Biogurke? Pest oder Cholera? In manchen Situation scheiß ich auch drauf. Da bin ich ehrlich. Ich bin kein Heiliger. Doch tief in mir weiß ich, dass es Dinge gibt, die größer sind als man selbst, das es erfüllt nach ihnen zu streben und es auch einfach meine ethische Pflicht ist mich damit auseinander zu setzen und mich adäquat zu verhalten, wenn ich doch dazu in der Lage bin. Dabei denken wir sofort an Aufgabe und Verzicht, haben Angst etwas zu verlieren, doch meiner Erfahrung nach ist der Mehrwert wesentlich größer. Mich vegan zu ernähren, minimalistisch zu Leben und in der Bank zu kündigen waren bisher die größten und zeitgleich besten Entscheidungen meines Lebens, dabei blieb mir gemessen an westlichen Standards nicht viel und doch bedeutet es mir alles.